Die AVARI AG betreibt insgesamt drei Fernwärmenetze in den Gemeinden Wilderswil, Matten, Interlaken, Unterseen und Ringgenberg. In drei Wärmezentralen werden erneuerbare Ressourcen wie Energieholz, Recyclingholz oder Wärme aus gereinigtem Abwasser für die Kundinnen und Kunden nutzbar gemacht.
Seit dem 1. Februar 2022 ist die IBI für die operative Geschäftsführung der AVARI AG zuständig. Ein Team aus dem Bereich Wärme/Kraftwerke der IBI sorgt für den Betrieb und die Wartung der drei Wärmezentralen. Zum Verantwortungsbereich dieses Teams zählen auch die IBI-Wasserkraftwerke im Saxettal und an der Aare.
Haupttätigkeiten im Fernheizwerk Wilderswil
Gemäss dem Grundauftrag stehen der technische Betrieb und die lückenlose Sicherstellung der Wärmelieferung im Zentrum. Das Team trägt die Verantwortung für weitere Tätigkeiten, wie zum Beispiel die Wartungsarbeiten, welche im Frühling starten, wenn nicht mehr die komplette Leistung benötigt wird. Jährliche Kaminfegerarbeiten, die Reinigung der drei Heizkessel und des kompletten Abgassystems sowie die Zwischenreinigung der Anlageteile während dem Jahr kommen hinzu. Zudem ist ein Pikettdienst 24/7 eingerichtet.
Sicherstellen der Prozesse und Kontrollen
Mit der Unterstützung eines digitalen Leitsystems behalten die Teammitglieder den Überblick über sämtliche Prozesse im Heizwerk. Systematisch wird geprüft, ob Fehlermeldungen oder Störungen auftreten.
Ergänzend zu den technischen Hilfsmitteln ist die «Manpower» bzw. das Fachwissen des Teams unabdingbar: Insbesondere bei visuellen Kontrollen oder dem Blick in den Feuerraum der Heizkessel für den Check des Feuerbildes. Wenn nötig werden Änderung der Parameter für die Verbrennungsluft, Materialmengen etc. vorgenommen. Weiter werden die Hydrauliksysteme, welche die Holzschnitzel vom Schnitzelsilo in die Heizkessel befördern, beobachtet.
Schnitzelsilos und Luftqualität
Der Füllstand der Schnitzelsilos wird einerseits im Prozessleitsystem angezeigt, andererseits mit einer visuellen Kontrolle ergänzt. Dies, um gleichzeitig ein Augenmerk auf die Holzqualität der Schnitzel zu legen. Je nach Feuchtigkeitsgehalt müssen die Parameter der Heizkessel angepasst werden.
Der Luftqualität wird in einer naturgeprägten Region wie im Berner Oberland besondere Wichtigkeit beigemessen, so auch beim Fernheizwerk Wilderswil. Die gute Nachricht vorweg: Die regelmässig gemessenen Werte sind deutlich unter den Grenzwerten der Luftreinharteverordnung (LRV). Das Team lässt zudem die Werte periodisch durch eine Spezialfirma kontrollieren. Zur Reinigung der Abgase bzw. zur Reduktion der Stickoxyde werden jährlich 60’000-80'000 Liter Harnstoff in die Verbrennung eingedüst; dieser Prozess ist vergleichbar mit dem AdBlue bei einem Dieselfahrzeug. Nach der Eindüsung gelangen die Abgase durch einen Elektrofilter, welcher den Feinstaub reduziert. Die visuelle Kontrolle der Asche gibt Aufschluss über die Qualität der Verbrennung und die Füllmenge der Aschencontainer. Übrigens: Was sichtbar weiss aus den Schornsteinen kommt, ist Wasserdampf.
Holzmanagement
Die benötigten Holzmengen variieren laufend, was zu täglichen Bestellungen führt. Sämtliches Frischholz stammt aus einheimischen Wäldern bzw. aus dem Einzugsgebiet Beatenberg, Habkern, Brienz und Lütschinentäler. Das Holz wird den Sommer hindurch geerntet und gelagert. Altholz stammt aus den Aufbereitungsanlagen in Wimmis und Uttigen, wo es zuerst aussortiert wird, so dass kein belastetes Holz oder Fremdstoffe in die Verbrennung gelangen. An einem kalten Wintertag werden in 24 Stunden bis zu 500 m3 Holz verbrannt. Im Durchschnitt sind es 300 bis 400 m3 täglich. Auch ein Ölbrenner, zur Überbrückung von Störungsfällen und zur Abdeckung von Spitzenlasten, ist vorhanden; der Anteil Ölfeuerung im Heizwerk Wilderswil betrug in den letzten Jahren maximal 1 %.
Abwechslungsreiche Arbeiten
Die Vielfalt der Arbeiten ist gross: Das Beheben von Störungen, Wartungsarbeiten wie Schmieren und Reinigen, die Mithilfe bei Revisionsarbeiten durch Drittfirmen, die Organisation der Revisionen, die Ersatzteilbeschaffung, der Gebäudeunterhalt und die Umgebungsarbeiten gehören weiter dazu.
Das ganze Leitungsnetz ist mit einer Leckortung ausgestattet. Die Teammitglieder überprüfen die Messdaten täglich, die Schieber und Lüftungsschächte sporadisch bzw. primär im Frühling und im Herbst.
Vor Ort bei den Kundinnen und Kunden wird die Inbetriebnahme von Übergabestationen, die quartalsweise Zählerablesung sowie die Behebung von allfälligen Störungen sichergestellt.
Technische Daten Fernheizwerk Wilderswil
3 Holzfeuerungen: | 4,2 MW, 5 MW, 5,5 MW |
2 Oelfeuerungen: | 4 MW, 6,5 MW |
Verbrauch Hackschnitzel: | 60`000 m3 bis 65`000 m3 pro Jahr je nach Witterung, (60`000 m3 Hackschnitzel entsprechen einer Einsparung von rund 4 Mio. Liter Heizoel pro Jahr) |
Gelieferte Holzmenge pro Tag: | 400-600 m3 während Wintermonaten |
Anteil erneuerbare Energie (Holz): | ca. 99,5 % |
Anschluss- und Versorgungleitungen ab Wilderswil: | 23'968 m (Gemeinden Wilderswil, Matten, Interlaken, Bönigen) |
Energieabsatz (2022) | 37,2 Mio. kWh |
Text: Valérie Burnier Bühler