Die Produktion erneuerbarer Energie begann in der altehrwürdigen Maschinenhalle bereits im Jahr 1894. Das Elektrizitätswerk Interlaken war eines der ersten in der Schweiz. Es entstand in Zusammenhang mit dem Bau des Schifffahrtskanals vom Thunersee zum Bahnhof Interlaken West. Der damals boomende Tourismus verlangte nach mehr Komfort, unter anderem in Form von elektrischem Licht. Im Jahr 1924 wurde das Kraftwerk zum ersten Mal umgebaut. Die damals neu installierten Maschinen blieben für die nächsten 96 Jahre, bis zur Abschaltung im November 2020, in Betrieb.
Umbau steigert Wirkungsgrad
Die zunehmend schwierige und teure Ersatzteilbeschaffung und der Wunsch nach einem höheren Wirkungsgrad liessen die Idee einer Erneuerung bereits 2010 aufkeimen. Eine Machbarkeitsstudie wurde erarbeitet, das Projekt jedoch aufgrund der tiefen Strompreise im Jahr 2011 wieder auf Eis gelegt. 2016 erfolgte die Eingabe eines überarbeiteten Bauprojekts, welches zwei Jahre später vom Amt für Wasser und Abfall (AWA) bewilligt wurde.
Bei der Projektierung beteiligten sich ausserdem der Berner Heimatschutz und die Kantonale Denkmalpflege, denn die unter Schutz stehenden Gebäude und auch die sichtbaren technischen Elemente sollten soweit möglich erhalten bleiben.
Projekt mit vielen Herausforderungen
Der Spagat zwischen technischer Optimierung und Erhalt geschützter Komponenten stellte ab Projektbeginn eine Herausforderung dar. Die engen Platzverhältnisse zwischen Aare und Schifffahrtskanal erforderten eine penible Planung und auch bei der Montage zählte jeder verfügbare Centimeter. Die über hundertjährige Bausubstanz trug ebenfalls zur Komplexität des Projekts bei. Ungeplante Ereignisse wie die Corona-Pandemie und das Hochwasser vom Juni 2021 wirkten zwar erschwerend, verzögerten den Umbau jedoch nicht wesentlich.
Kaum ein Bereich des Kraftwerks wurde beim Umbau ausgelassen: Vom Einlaufschütz und den Einlauframpen im Bereich der Aare bis hin zum Auslauf im Schifffahrtskanal wurden sämtliche wassertechnischen Komponenten erneuert. Neue Generatoren hielten Einzug, darunter fanden verstellbare Kaplanturbinen der neusten Generation ihren Platz. In der Trafostation im Untergeschoss wurden sämtliche elektrischen Anlagen neu installiert, darunter die Niederspannungsverteilung, der Transformator und die Mittelspannungsanlage.
Modernisierung mit Charme
Ganz im Sinne der Denkmalpflege kehrten schliesslich die alten Abdeckhauben und Hilfsaggregate wieder an ihren Platz zurück. Auch wenn sie heute keine Funktion mehr haben, versprühen sie zusammen mit dem alten Steuerpult den Charme der Pionierzeiten und lassen einen auf den ersten Blick glauben, nichts habe sich seither verändert.
Doch der Eindruck täuscht: Durch den rund 7 Millionen Franken teuren Umbau wurde die Energieproduktion des Kraftwerks um stattliche 40 Prozent erhöht. Seit Ende Juli 2022 produziert das Kraftwerk wieder Strom. Die Produktion reicht für etwa 1‘500 Haushalte und deckt damit rund 7 Prozent des Energieverbrauchs auf dem Bödeli ab.
Text: IBI
Sicher eine beachtenswerte Leistung. kann die Anlage besichtigt werden?
(14.10.22 - 14:26)
Sehr geehrte Frau Gunter
Besten Dank für Ihre Anfrage. Die Anlage kann aktuell in Gruppen besichtigt werden. Gerne können Sie hierfür eine Anfrage an info@ibi.ch machen. Für Einzelpersonen planen wir Termine wo die Anlage besichtigt werden kann. Diese werden wir in Kürze auf unserer Website veröffentlichen.
Beste Grüsse vom IBI-Team